Es ist in Deutschland alles andere als einfach, Nachwuchs für den Rennsattel zu finden. Talentierte junge Leute, die nicht groß sind und über ein niedriges Gewicht verfügen, sind rar und nicht leicht zu finden. Eine lobenswerte Initiative ist sicher die Jockeyschule, aber da unsere besten Jockeys schon in der Regel jenseits der 40 sind, wird das Problem der fehlenden „Nachrücker“ in den nächsten Jahren immer mehr drängender. Vielleicht sollte man daher sich im Ausland umschauen, eine Initiative starten, um von dort den ein oder anderen Nachwuchsjockey zu uns zu holen. Ali Alshowaikh aus Bahrain ist solch ein Beispiel, auch wenn er sich gerade seine erste lange Peitschenstrafe schon eingefangen hat.
Dabei ist es vor allem wichtig, dass junge Menschen gefördert werden, damit sie nicht nach einigen Anfangserfolgen den Höhenflug bekommen oder gar mit dem Sport aufhören, weil es nicht mehr vorwärts geht. Solche früheren Hoffnungen wie die Herren Brockhausen, Wesselmann, oder andere sind schnell wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden. Das ist schon lange her, aber geändert hat sich wenig, auch andere Jungtalente konnten sich manchmal nur kurz halten. Ein derzeitiges Negativbeispiel kommt aus England, wo eigentlich die Welt noch in Ordnung sein müsste: Sophie Killoran, eine 23-jährige Auszubildende am Stall von David Simcock, hat sich entschlossen, ihre Karriere zu beenden.
20 Sieger hat sie geritten, doch nun kam die Kehrtwende: „Einige Wochen haben ich nachgedacht. Ich hatte ein gutes Jahr 2016, aber ich habe keinen Fortschritt gesehen. Ich bin jetzt 23 und will nicht warten, bis ich 30 werde und dann feststelle, dass ich nicht weitermachen möchte. Ich will weiterkommen.“ Killorans Entscheidung kam fast zeitgleich mit einem Bericht über die Unter-Repräsentanz von Frauen im Sport, der am vergangenen Mittwoch publiziert wurde. Killoran sagte, sie habe den Report nicht gelesen, fügte aber hinzu: „Ich habe nicht die Ritte bekommen, die ich mir nach der letzten Saison vorgestellt hatte. Wir sprechen über Pferde, mit denen ich viermal gewonnen habe. Dann habe ich mir die Frage gestellt, weshalb mich manche Leute nicht mehr verpflichten wollen. Ich werde das alles sehr vermissen, wir hatten viel Spaß. Auch meine Gewichtserlaubnis zu verlieren, war ein Meilenstein, denn es hat mir erlaubt, auch in anderen tollen Gegenden zu reiten, wie Barbados oder den USA, und in Polen saß ich auf einem Araber-Pferd.
Ein Job in der Medien-Branche scheint für sie nun eine Option zu sein, aber genau Zukunftspläne hat sie noch nicht. Wann genau der letzte Ritt sein wird, steht auch noch nicht fest, voraussichtlich wird dieser aber schon in einigen Tagen sein. Schade, kann man da nur sagen, wieder ein junges Talent weniger in unserem Sport. Wir appellieren daher an die Besitzer, den Nachwuchsreitern auch vermehrt Chancen zu geben, nur so können sie es lernen und bleiben auch dauerhaft dabei.
Der Rennbahnspion
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